Kritik-Kultur nach der Projektarbeit und ein Lexikon für mich bitte.

Es war einmal in Amerika. Once upon a time… Da hatte ein schlauer Onkel vom Militär die Idee, echte Projekt-Teams zu ‘builden’ – ähm, ich meine zu bilden. Verzeiht, aber bei den ganzen Anglizismen, die mir in der Arbeitswelt da draußen über den Weg laufen, bräuchte ich dringend ein Nachschlagewerk. Gibt’s sowas? Das große Lexikon der Unternehmens-Anglizismen, das brauche ich! Ich persönlich mags ja viel lieber einfacher, so Klartext-mäßig wie bei den STRATEGY PIRATES®, aber das wisst ihr ja schon.

Wie dem auch sei, ich schweife ab. Schließlich wollte ich doch über die Geschichte vom schlauen Militär-Onkel schreiben. Hat aber auch was mit Klartext-Reden zu tun und zudem hatte der Onkel nämlich mit einem echten Hierarchie-Problem bei seinen Projekten und Aufträgen zu kämpfen. Um ehrlich zu sein nicht er selbst, sondern nur sein Team (hört, hört!).
Schließlich waren alle seine Leute dazu angehalten und gedrillt in ihrem Leistungsdenken auf Vorgesetzte und deren Vorgesetzte zu hören und im Nachgang möglichst wenig produktive Kritik zu üben. Dabei heißt es doch nicht ohne Grund #Manöverkritik, oder? 

Das hatte zur Folge, dass viele Dinge in der Truppe zwar so, wie gesagt, umgesetzt wurden, aber sie wurden eben auch umgesetzt, wenn´s vielleicht mal nicht so sinnvoll war oder nicht zielführend. Augen zu und durch.

Folglich war es dann auch mit der kreativ-mitgestaltenden Denke der Soldatenmannschaft schlecht bestellt: Eigene Lösungen zu finden oder mal Tacheles zu reden, fiel nach oben gerichtet besonders schwer.

Und so suchte Onkel Jo, so hieß der Onkel vom Militär, nach neuen, innovativen Wegen.
Nach einem guten, einem erwachsenen, selbstverantwortlichen Weg, eben weg vom Kuschelkurs oder aber den knallharten Ansagen – hin zu einer gutorganisierten Struktur, in der sich ein Team vollkommen und vor allem transparent, sowie kritisch nach dem Ende eines Projektes oder Einsatzes entfalten und einbringen kann. Er suchte gezielt nach dem Königsweg der Wirkrichtungen – zwischen Top-down und Bottom-up.

Der Weg nach Vorn geht zunächst zurück

Das Stichwort lautet #Retrospektive. Das sind Teamtreffen, deren Ziel es ist, aus der Vergangenheit zu lernen. „Retrospektiv“ bedeutet „rückblickend“. Die Teammitglieder schauen also gemeinsam zurück und bewerten, was gut und was schlecht in ihrem Projekt gelaufen ist. Sie analysieren im Nachgang mit Lupenblick, warum genau Dinge in ihrem Projekt gut liefen oder warum sie von den Erwartungen abwichen, um so Maßnahmen zur Verbesserung zu formulieren und zukünftig andersartig anzugehen. Retrospektiven sind im agilen Workflow (im Anglizismen-Lexikon unter „W“ 😊) so richtig wichtig – genau da lernst du nämlich ordentlich was! 

Und das wusste auch Onkel Jo. Er traf sich mit seiner Mannschaft im Nachgang zu Einsätzen in einem Zelt, um darin eine Team-Retro im geschützten Raum abzuhalten.

Für diesen Zweck veränderte er für seine Retrospektive eine klitzekleine Stellschraube im System. Seine Geheimzutat zum Retro-Erfolg sozusagen: Vor Eintritt in das Zelt wurden allen Anwesenden die Rangabzeichen abgenommen, so dass alle offen, klar, direkt und ungeachtet der Hierarchie sprechen konnten.

Kritik fällt bei gleichgesinnten Verhältnissen leichter

Jedes Verhalten, also auch das unterlassene Verhalten, hat Konsequenzen. Gute, wie schlechte. Da hilft es nichts, sich gegenseitig mit Wattebäuschchen zu bewerfen. Gemeinsam Klartext auf Augenhöhe zu reden, ist auch für uns STRATEGY PIRATES Alltag und nach jedem Projektabschluss, egal ob intern oder bei unseren Kunden zwingend fällig.

Warum? Ganz einfach: keines, wirklich keines der Projekte unserer Kunden läuft 100%-tig so, wie es ursprünglich prognostiziert war. Da mussten zum Beispiel zeitliche Bedingungen angepasst, Manpower erhöht, Überstunden geleistet, Zwischenmenschliches geklärt werden. Es gab Rückschläge und Hindernisse. Es gab zwei Schritte nach vorne und manchmal einen zurück, es gab Wendungen und Überraschungen. Rückblickend gibt es also in jedem Projekt gute Schritte und Schritte, die sich für die Zukunft verbessern ließen.

Sich nach Projektabschluss angemessen und zeitnah auf Augenhöhe zu kritisieren, hat unter allen gleichgestellten Kollegen unschätzbare Vorteile:

  • Man staut seinen Ärger nicht auf.
  • Man nimmt den Ärger nicht mit nach Hause
  • Man spricht nicht zunächst mit Menschen, von denen man glaubt, dass sie die zweite Tröte in der Hand haben oder gar ins gleiche Horn blasen. Ist das der Fall, geht nämlich schnell unter, was im Projektverlauf sehr gut lief und was man an seinen Kollegen und deren Arbeit schätzt
  • Und natürlich fällt auch völlig unter den Tisch, was bei dem Projekt hätte verbessert werden können – was eben schlichtweg dumm gelaufen ist.

Erfolgreich in einem Projekt zu sein bedeutet nicht, keine oder weniger Probleme zu haben, im Gegenteil: Probleme sind eine Konstante im menschlichen Leben. Es sind Lerngeschenke!

Der Weg zum Projekterfolg gleicht somit einer Straße, die dicht an dicht mit Problemen gepflastert ist. Ein großer Verhinderer des Erfolgs ist die schlechte Angewohnheit, vor Problemen davonzulaufen, sie totzuschweigen oder den Kopf in den Sand zu stecken.

Diese Themen sich laufend während und besonders nach Projektabschluss bewusst zu machen, dazu im Projektteam auf Augenhöhe, ehrlich und ungeschönt im Austausch zu sein – ist sicherlich nicht „the easy way of living“, aber dafür nachweislich der Lohnendste.

Success doesn´t just come and find you.
You have to go out and find it, even if it´s hurt.

So Leute, ich muss los. Zeit zum Zelt aufbauen, #wTT (unser internes wöchentliches Tacheles-Treffen) anberaumen und danach im großen Lexikon der Unternehmens-Anglizismen stöbern, damit ich die andere Arbeitswelt da draußen ebenfalls verstehe, you know 😉

Eure Office-Queen

Judith Baldes

Office-Queen bei STRATEGY PIRATES®