…oder die Geschichte einer Nebelkerze

Der Bundesminister für Gesundheit, Karl Lauterbach, will jetzt die Kosten für Heilpraktiker streichen. Das geschieht sehr publikums- und medienwirksam. Allen wird der Eindruck gegeben, dass hier was Großes passiert und signifikante Einsparungen erfolgen.

Was bedeutet „signifikant“ in diesem Fall:

Der Verband der Krankenkassen sagt, dass es sich um Einsparungen in Höhe von 10 Millionen EUR pro Jahr handelt; vom Bundesminister für Gesundheit heißt es, dass wir ca. 50 Millionen EUR pro Jahr einsparen werden.

Auf den ersten Blick und für viele von uns viel Geld.

Setzen wir das aber mal in Relation zu den Gesamtkosten der Krankenkassen:

2022 lagen die Ausgaben der GKV bei 289,2 Milliarden Euro.

Dabei beliefen sich die reinen Leistungsausgaben auf rund 274,2 Milliarden Euro.
Den größten Anteil der Leistungsausgaben stellte der Krankenhaussektor dar. Insgesamt musste die GKV hierfür 88,1 Milliarden Euro aufbringen. Dies entspricht einem Anteil von 32,1 Prozent an allen Leistungsausgaben und ist nahezu doppelt so hoch wie die Ausgaben für Arzneimittel mit einem Volumen von 48,8 Milliarden Euro und einem Anteil von 17,8 Prozent. Den drittgrößten Ausgabensektor stellt die ambulante ärztliche Versorgung mit 46,1 Milliarden Euro und einem Anteil von 16,8 Prozent dar.

Damit handelt es sich bei den nun einzusparenden Heilpraktiker-Kosten noch nicht einmal um #Peanuts, eher um #Sesamkörner.

Wir haben im gesetzlichen Krankenkassenwesen vorgegebene #Leistungskataloge, die kaum eine Differenzierung bei den immer noch 95 gesetzlichen #Krankenkassen (Stand: 1.1.2024) zulässt.

Warum braucht es immer noch viele Zehn-Tausende Mitarbeitende in den gesetzlichen Krankenkassen, die an alten Papier-Prozessen festhalten, den Kostenapparat unnötig aufblähen, so dass unverhältnismäßig viel Geld in die Verwaltung der Kranken, statt in deren Behandlung fließt?

Warum wird nicht signifikant und konsequent auf Digitalisierung und Vereinfachung der Prozesse gesetzt? Über die digitale Krankenakte habe ich z.B. 2007 die ersten Gespräche geführt. 17 Jahre später ist sie immer noch nicht umgesetzt.

Volkswirtschaftlich macht das so doch keinen Sinn.

Die bei den Krankenkassen gebundenen Fachkräfte könnten wir gut in der „freien Wirtschaft“ einsetzen und die Anzahl der Kassen durch #Prozessoptimierung noch viel deutlicher reduzieren.
Ich denke hier zum Beispiel an 3 spezialisierte Krankenkassen (1x schwer körperlich arbeitende Berufe, 1x primär sitzende / verwaltende Berufe und 1x für die Mischung aus beiden).
So kann jede Kasse den jeweils typischen (Berufs-)Krankheiten gerecht werden, Verwaltungsprozesse optimieren, standardisieren und digitalisieren.

In der Folge kann deutlich mehr Geld in die effektivere Behandlung der Patienten fließen.

Das ist nicht möglich? Doch!

Wir haben 2010 bereits eine sehr konservativ angesetzte Modellrechnung und ein Konzept entwickelt, das die Reform des gesetzlichen Krankenkassenwesens zum Ziel hatte. Es konnten damals dem Bundesministerium für Gesundheit Einsparpotentiale in Höhe von >11 Milliarden EUR aufgezeigt werden – ohne, dass die Leistungserbringer (Ärzte, Krankenpflegende, etc.) und die Kranken schlechter gestellt worden wären!

Das damalige Konzept funktioniert (leider) heute immer noch. Nur wären dank der Fortschritte in Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz (KI) deutlich mehr Einsparungen möglich, wenn man es denn politisch umsetzen wollte.
Zur Orientierung: Wir hatten 2010 nur ca. 50 Prozent der Optimierungsmöglichkeiten eingerechnet, die wir in vergleichbaren Prozessen in der freien Wirtschaft realisiert hätten.

Fehlt unserer Politik hier der Mut, einen richtigen Schritt zu gehen und unser Gesundheitswesen von Grund auf zu sanieren?

Ach so: Die Daten stammen von Statista und aus der Gesundheitsberichtserstattung des Bundes und wurden am 12.01.2024 aus dem im Internet zugänglichen Quellen gezogen.

#Krankenkassenreform #richtigSanieren #richtigSparen #StrategyPirates


Autor:

Steffen Moldenhauer
Geschäftsführer STRATEGY PIRATES® GmbH & Co. KG
E-Mail: captain@strategy-pirates.de