Die Zeit ist besonders…

Spricht man mit traditionellen Unternehmenslenkern dann hört man oft „Wir halten uns aus der Politik raus. Wir fokussieren uns auf das Geschäft.“ Ich bin hier entschieden anderer Meinung.

Nicht erst seit der aktuellen Ukraine-Krise bin ich politisch interessiert und engagiert. Die Neugier auf politische Zusammenhänge, das Austarieren von Interessen und das Ringen um Kompromisse haben mich schon immer bewegt. Genauso wie die Erkenntnis, dass es für alle Art von Interessenausgleich eine Vision braucht, Führungsstärke und den Mut (oder die Weisheit), auch der „Gegenseite“ Zugeständnisse zu machen. Das gilt für die große Politik genauso, wie für das kleine Miteinander im Unternehmen oder zwischen Kunden und Lieferanten.

Ich habe unsere Strategie-Piratin Maria Mysachenko gebeten, die aktuelle Situation aus Ihrer persönlicher Sicht zu beleuchten. Maria ist in der Ukraine geboren, in Deutschland aufgewachsen und hat Deutschland Geschichte und in Israel Mediation und Gesang studiert.

Die optimale Mischung also, um Gesicht zu zeigen und die aktuelle Situation einmal aus persönlicher Sicht zu beleuchten.

 

Ich wünsche Ihnen gute Ideen beim Lesen und lade Sie gerne zur Diskussion ein. 

Steffen Moldenhauer

Steffen Moldenhauer
– Captain @ STRATEGY PIRATES® –

STRATEGY PIRATES® – persönlich –
von Maria Mysachenko

Ich verstehe sie.
Ich unterhalte sie.
Ich versöhne sie.

Putin probiert verschiedene kleine Schritte und schaut wie der Westen reagiert. Der reagiert tatsächlich nur. Und darin liegt das Problem.

„Die Zeichen stehen auf Entspannung“

„Nein, Moment, doch nicht!“

Je nachdem an welcher Schraube der hochintelligente Kreml-Politiker dreht, kann er binnen kürzester Zeit danach die Reaktion erkennen und sich für zukünftige, größere Schritte besser um- und einstellen. Es muss geradezu Spaß machen. Wie ein Klavierstimmer vor der Sturm-Sonate.

Der einzige Außenstehende, der derzeit zu sehen scheint, dass kein Grund für Entspannung gegeben ist, ist der US-amerikanische Präsident. Warum? Hmmm, wer weiß? Aber darf ich pessimistisch sein? Er hat auch was davon. Mindestens politische Bühne. Dass dem POTUS bei allen aufrichtig guten Absichten schillerndes Charisma nicht – sagen wir – in erster Linie gegeben ist, ist Fakt. Hier also eine praktische Profilierungs-Möglichkeit:

Der eine nutzt fremde geopolitische Ambitionen, um an seinem Image zu feilen, der andere nutzt sein Image, um die Welt am Rätselraten über seine geopolitischen Ambitionen zu halten – wohl wissend um die perfide unbewusste Freude, die er de facto unbetroffenen Beobachtern verschafft. Wir mögen Putin nicht, weil es so schön ist, Diktatoren zu hassen. Nicht weil uns die Ukraine am Herzen liegt.

Als Kind ukrainisch-jüdischer Eltern, das zudem noch in Deutschland groß geworden ist, war ich schon früh so krisengeschüttelt, dass es sich folgerichtig an meinen Studiengängen ablesen ließ:

Geschichte, Gesang, Mediation – ich verstand, ich unterhielt, ich versöhnte.

Und doch: Die Ukraine-Krise ist für mich ein klassisches Beispiel für eine Mediation, die ich durchzuführen keine Lust hätte. Die Medianden, zumindest diejenigen, die am Verhandlungstisch Platz haben, wollen nicht. Ähnlich wie ein narzistisch angehauchter, unreifer und egoistischer Mensch, der überzeugt ist, keine Therapie zu brauchen und damit per definitionem nicht therapierbar wird, ist dieser Konflikt vielleicht deswegen nicht zu lösen, weil ihn keiner lösen will; oder zumindest nicht genügend Parteien. Zu viele haben Zuviel vom Streit. Letzteres trifft leider auf fast alle gängigen geo-politischen Konflikte zu.

Und so weiche ich seit Wochen aufkommenden Fragen zu meiner Einstellung dazu aus und stecke den Kopf in den Sand, wie es sonst so gar nicht meine Art ist. Nachrichten schaue ich keine mehr – zu traurig.

Bis die Menschen begreifen, wie schrecklich, wie unwiderruflich, wie zerstörerisch Unfrieden wirklich ist, bis sie verstehen, dass Manipulation – und mit ihr Korruption, Spielchenspielen und Opportunismus – nicht eine Frage der Dosis, sondern gänzlich verboten sein sollten, bis sie das Leid nicht leid sind, wird man nichts machen können.

Und die Geschichte lehrt, dass ein periodisches Auf-die-Schnauze-Fallen nötig ist. Die Menschen vergessen zu leicht.

Und so führen wir in der heutigen, sturm- und umbruch- und verwirrungsgeplagten Zeit vielleicht bereits eine Art Dritten Weltkrieg: Jeder einzelne mit sich selbst. In unseren Köpfen schlagen wir sie uns gegenseitig ein und haben doch Angst, uns direkt miteinander, mit unseren Dämonen und Unterschieden auseinanderzusetzen. Wir kritisieren lieber an Konflikten rum, die uns nicht tangieren. Arbeiten an anderen, statt an uns selbst. So mein bescheidenes Fazit.

Hoffentlich sind unsere EU-Politiker besser und mutiger als ich. Das Glück ist bekanntermaßen mit den Mutigen…

Ich stecke derweil meinen Kopf in einen Berg aus Nudeln. Vielleicht stärkt das ja die idealistischen Millennial-Nerven.

Maria Mysachenko

STRATEGY PIRATES®-Social-Media, Historikerin, Sopranistin, Mediatorin

E-Mail: maria@strategy-pirates.com

 

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