…die Masche der Erfolgsprediger und Heilsversprecher funktioniert leider immer noch.

Mein Start in das Jahr 2020 war kein guter. Am 3. Januar konnte ich einem langjährigen Unternehmer und seiner Familie nicht mehr helfen, nachdem er mit einem selbsternannten Hochpreis-Erfolgscoach zusammen gearbeitet hatte. Das Einzige, was ich ihm noch Gutes tun konnte, war, ihm die Adresse eines guten Insolvenz- und Strafrechtsanwaltes zu geben und ihn zu ermutigen mit seiner Frau die Firmen- und die folgende Privatinsolvenz anzugehen. Das Ziel: Klarheit und noch weitere Schäden, wie z.B. eine drohende Anklage, wegen Insolvenzverschleppung und Eingehensbetrug, abzuwenden. Keine tollen Aussichten – vor allem nicht mit Anfang 60! Wie konnte das passieren und warum nutze ich diese Plattform, um darüber zu berichten?

Ich beschäftige mich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Organisationsentwicklung, Re-/Neustrukturierung und Neuausrichtung – immer als Verantwortlicher und immer mit dem Ziel, Organisationen und deren Mitarbeiter wieder zukunftsfähig zu machen. Ihnen wieder Selbstvertrauen und die Fähigkeit zur Selbstreflektion zu geben, aber auch die Angst zu nehmen, Dinge einmal neu oder anders zu machen. Meine Motivation: Kommen um (schnellstmöglich) wieder zu gehen.

In meiner beruflichen Zeit bin ich oft, viel zu oft in Unternehmen gekommen, die zuvor viel Geld an „Chaka-Chaka!“-Coaches, selbstverliebte „Powerpoint-Gurus“ und „Excel-Fetischisten“ ausgegeben haben. Also an sogenannte „Berater-Kollegen“, die nichts anderes tun, als Ihnen Zeit und Geld zu stehlen. So ist es auch meinem Unternehmer gegangen, dem ich am 3. Januar nicht mehr helfen konnte. Ich konnte ihm nur nochmal aufzeigen, dass alles, was er über 40 Jahre aufgebaut hat, weg ist. Nein, nicht weg – nur bei einem der zahllosen Erfolgsprediger und Heilsversprecher, die von schnellem Erfolg und viel Geld predigen, statt von Nachdenken, harter Arbeit und Selbstreflektion. Wie also den Gier-frisst-Hirn-Effekt vermeiden?

Merksatz 1: Qualität kostet Geld – aber kein Vermögen! Lass Dich nicht vom Schein des Erfolges trügen. Du willst doch als Entscheider einen Partner auf Augenhöhe. Das kostet Geld. Wenn Du bereit bist, für Deinen Kfz-Mechatroniker in der Werkstatt Deines Vertrauens mehr pro Stunde zu bezahlen als für einen guten Berater, dann wundere Dich bitte nicht, wenn der Berater Autos repariert – und nicht Deine Herausforderungen in Deiner Firma.

Merksatz 2: Zertifikate sind zwar gut, aber nicht alles! Schau auf die tatsächliche Erfahrung Deines potentiellen Beraters. Wie kann z.B. jemand über operative Mitarbeiterführung glaubhaft beraten, der selbst noch nie Mitarbeiter geführt hat? Wie kann jemand über Change-Management reden, der sich noch nie selbst verändern musste? Kollegen aus England und der Schweiz haben mir dazu klare Worte auf den Weg gegeben: „Ihr in Deutschland schaut nach Zertifikaten. Wir nach Erfolgen.“

Zu unbequem? Dann denk an „meinen“ Unternehmer, der alles verloren hat, was er sich ein Leben lang aufgebaut hat.

Nicht jede Medizin muss gut schmecken. Sie muss wirken. Darum stehen wir für klare Worte und sind Unternehmer für Unternehmer.

 

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Der Artikel erschien zuerst in Business & People 01.2020 als Kolumne “sturmerprobt & unerschrocken”

 

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